GEH DEN WEG NACH INNEN

30.05.21

 
Dankbar für ein bereicherndes und nährendes Wochenende mit wundervollen Menschen, in der Natur mit Sonnenschein, feinem Essen und berührenden Gesprächen, sitze ich da und lasse es nochmal Revue passieren und höre die Frage, die mir nun schon einige Male gestellt wurde: Was meinst du wenn du sagst, den Weg nach Innen gehen?
Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich selber nicht wusste, was das genau heissen soll, und so fliessen nun diese Worte ganz langsam von meinem Herzen zu meinen Händen und ich schreibe diese Zeilen. 
(Ganz anders als andere Texte die manchmal aufploppen und sofort niedergeschrieben werden wollen.)
Meinem Verständnis und meiner Erfahrung nach bedeutet der Weg des nach Innen-Gehens Folgendes:
Den Weg nach Innen geht man, je mehr man sich seiner Selbst bewusst wird. Man fängt an, die eigenen Gedanken immer mehr bewusst wahrzunehmen, einfach interessiert zu zuhören, welche Gedanken den ganzen Tag um einen kreisen.
Die eigenen Gefühle beobachten, in Bezug zu den Gedanken die sich zeigen oder zu Geschehnissen im Äußeren. Es geht nicht darum zu werten, noch weniger,sich selbst für die eigenen Gedanken und Gefühle zu verurteilen, jedoch einfach darum, nur wahrzunehmen. 
Mit der Zeit wird es immer mehr möglich, die unerwünschten Gefühle und Gedanken zuzulassen. Wir wurden dazu erzogen, unsere Gefühle nicht zu fühlen, sie zu unterdrücken, uns abzulenken, sie zu betäuben…die Folge davon ist eine Art sich von sich selber abzutrennen.
Auf dem Weg nach Innen begegnen wir unseren Ängsten. Auch diese verlieren an Kraft, wenn wir den Mut aufbringen, sie bewusst anzuschauen und zu fühlen.
Den Weg nach Innen zu gehen hat damit zu tun, in die Vergangenheit zu schauen. Nicht um dort stehen zu bleiben oder dieser nachzutrauern, wie viele argumentieren. Nein, es geht darum, Trauma, Wunden und Verletzungen aus der Vergangenheit zu begegnen. Ihnen den Raum zu geben, sich zu zeigen und das hervorzuholen, was noch an Emotionen in ihnen steckt, sodass sie erlöst werden können. Wir finden so Frieden in unserem Selbst.
Es geht schlussendlich darum, immer mehr das zu erkennen, was uns als Menschen ausmacht. 
Jeder Mensch ist ein Kosmos!
Es gilt sich selbst zu erforschen, zu entdecken:„was ist da alles noch in mir?“
Ein Mensch, der sich mit sich selbst befasst, sich selbst nahe ist und somit Frieden in sich selbst findet, wird Frieden in diese Welt bringen.
Ein Mensch, der den Mut aufbringt, in sich zu forschen und an sich zu arbeiten, wird Verständnis, Mitgefühl und Selbstliebe entwickeln.
Wer sich selbst versteht und liebt, kann andere besser verstehen und sie lieben für das was sie sind.
Er hört auf, seinen Schmerz nach Aussen zu projizieren.
Ich spreche von Selbstliebe, die ist fernab vom Ego. (Ich mag das Wort Ego zwar nicht, benutze es aber, weil es zum Modewort geworden ist, und viele Selbstliebe/Selbstwert oft mit Ego verwechseln.)
Das Ego ist stets darum bedacht, sich selbst in Relation zum anderen zu positionieren.

Sieht sich als getrennt an. „Ich bin besser/ich bin schlechter als der andere.“
Wahre Selbstliebe erkennt den Wert des Mensch-Seins, mit allem, was dazu gehört. Sie sieht sich auf Augenhöhe und in tiefem Mitgefühl mit jedem „anderen“.
Somit ist das Ziel der Selbsterkenntnis erreicht, auf das uns die Lehrer und Meister über die Jahrtausende immer wieder hingewiesen haben. 
Ein Menschen mit diesem Bewusstseinsstand, wird zum Segen für sich selbst und die Gesellschaft, denn Wahrheit, Integrität, Moral und Mitgefühl, fliessen aus seinem Herzen.
Ein Mensch der den Weg nach Innen geht hat inneren Frieden und strahlt diesen nach Aussen.
Seine Führung kommt von seiner eigenen inneren Quelle, somit braucht er keine Führung von Aussen, keine Hierarchien, keine Machtverhältnisse.
Er ist in seiner Selbstverantwortung und tut, was zu tun ist, zum seinem Wohle und dem seiner Mitmenschen.
Würde jeder den Weg nach Innen antreten, würden wir innerhalb kürzester Zeit im Paradies leben!
Tun wir es nicht, leben wir weiterhin in einem System, das Lebewesen versklavt, missbraucht und ausbeutet. Eine Welt in der wir Kriege als „Gott-gegeben“ angeschauet werden und aus Leid, Profit gemacht wird, dürstet nach Mitgefühl und Wahrheit. Sie dürstet nach Menschen die ihr „Medizin“ verabreichen. Wir Menschen selber hungern nach wahrhaftig guten Vorbildern. Der Mensch lernt mehr durch imitieren, weniger durch auswendig lernen.
Der Weg nach Innen beinhaltet so viel mehr als das, was ich bis hier geschrieben habe.
Dies ist nur ein Ansatz, ein Versuch, das grösste Werk auf Erden, in ein paar Zeilen zusammenzufassen.
Ich für mich habe vor Jahren die Wichtigkeit dieser Arbeit erkannt und das riesige Heilungspotenzial, das darin steckt. 
Seither gehe ich diesen Weg, unermüdlich und auch wenn es viel Mut und Kraft kostet, ihn wahrhaftig zu gehen, wird man immer wieder durch ein Wunder überrascht und belohnt.

Mögen noch viele Wunder geschehen!